Hof zur Hellen - Wo die Seele Purzelbäume schlägt

Sonntagmorgens gehört die Straße den Katzen

Im Windrather Tal gehört sonntagsmorgens die Straße noch den Katzen. Zwei streunende Raubtiere haben es sich auf der sonnenwarmen Fahrbahn gemütlich gemacht, als ich mich dem Demeterhof nähere. Nur gemächlich machen sie mir Platz, damit ich mein Auto auf dem Parkplatz am Löschteich abstellen kann.

Es ist Sonntag. Der dunstig blaue Himmel verspricht einen herrlichen Tag. Das heißt für das Team auf dem Demeterhof Hof zur Hellen: Ärmel hochkrempeln. Gleich kommen die ersten Ausflugsgäste, stürmen Spielplatz, Hühnerwiese und natürlich die Sonnenterrasse des Cafés. Doch Daniela ist die Ruhe selbst. Sie hilft ihrem Sohn erst noch ins Fußballtrikot, bevor dieser von seinen Vereinsfreunden zum Turnier abgeholt wird, dann führt sie mich über das Gelände.

Der Demeterhof im Windrather Tal

Der Hof zur Hellen liegt mitten in den sanften Hügeln des Bergischen Landes, nicht weit von Wuppertal. Seit 1985 wird hier biologisch-dynamisch gewirtschaftet. „Wir betreiben den Hof jetzt seit 2010 zusammen mit einer anderen Familie“, verrät mir Daniela. Sie selbst ist keine Landwirtin und geht einem regelten Job als Sozialpädagogin in Bonn nach. Natürlich gibt es auch Mitarbeiter, Helfer, Praktikanten und Auszubildende. „Anders wäre das ja nicht zu schaffen.“, erklärt die selbsternannte Demeter-Bäuerin.

Der Hof zur Hellen gehört zu einer Höfegemeinschaft im Windrather Tal. Vor allem Gemüse wird hier angebaut und Milchwirtschaft betrieben. Aber auch das eigene Getreide wird in der Hofgemeinschaft gemahlen und zu Brot und Kuchen verarbeitet. Während andere Höfe einen Hofladen betreiben, hat sich der Hof zu Hellen für ein Ausflugscafé entschieden. Und das läuft gut. Vor allem natürlich bei guten Wetter. Nicht nur die Sonnenterasse lädt zum Verweilen ein. Auch im Café gibt es viel Platz zum Klönen und Schlemmen. Ein gemütlicher Saal mit Holztisch fasst ungefähr 35 Personen und wird gerne für Geburtstage oder Betreibsfeiern genutzt.

Bio-Kisten - Das nachhaltige Geschäft für Bio-Produzenten

„Unserer Haupteinnahmequelle sind aber die Abokisten“, erzählt mir Daniela. Rund 300 Haushalte werden wöchentlich vom Hof zur Hellen mit frischem Bio-Obst und Gemüse freihaus beliefert. „Damit ist eine Person schon mal drei Tage in der Woche im Büro beschäftigt. Aber anders läuft dieses Geschäft nicht.“, erklärt die Geschäftsfrau. Bio-Kisten sind voll im Trend. Immer mehr Menschen legen Wert auf Nachhaltigkeit, Umweltschutz und bewusste Ernährung. Aber wer hat schon einen gut sortieren Bioladen um die Ecke? Die Biokiste ist da ein echter Alltagshelfer.

Hof zur Hellen - Lernort Bauernhof

Der Hof zur Hellen versteht sich nicht nur als Produzent von Demeter-Produkten und als beliebtes Ausflugsziel, sondern auch als Lernort Bauernhof. Der Hof zur Hellen ist ein beliebter Ort für landwirtschaftliche Praktika und Klassenfahrten. „Besonders Waldorfschulen schicken gerne Ihre Klassen hierher. Die sind für uns eine große Hilfe. Die schaffen richtig viel weg in so einer Woche.“, erfahre ich. Nicht weit vom Hof entfernt liegt Hof Fahrenscheid, ein Seminar- und Tagungshaus. Hier können die Schulklassen und Gruppen wohnen und sich selbst versorgen. Zwanzig Minuten Fußweg über Wiesen und Feldwege und schon sind die fleißigen Helfer am „Lernort Bauernhof“. Aber gelegentlich nehmen die Demeter-Bauern auch einzelne Schülerpraktikanten auf. Die machen allerdings viel mehr Arbeit, als eine ganze Schulklasse, weiß Daniela. „So ein Teenager, der ganz alleine hierher kommt, dem muss man schon eine Ersatzfamilie bieten.“ Da hat es sich schon das eine oder andere Mal bezahlt gemacht, dass Daniela nicht nur Mutter, sondern auch Sozialpädagogin ist.

Schweine, Hühner, Katzen, Kühe - Der nützliche Streichelzoo

Schweine, Hühner, Katzen, Kühe- was braucht es mehr für einen Familienausflug aufs Land? Aber nicht nur zum Streicheln sind die Tiere hier. Die Eier im Kuchen, die Milch im Latte Macchiato und die Mettwurst, die im Eintopf schwimmt, stammen aus eigener Produktion, frisch, chemie- und medikamentenfrei. Die Wutzen strecken neugierig ihre Schnauzen durch das Gitter. „Sie lieben es, gegrault zu werden,“ sagt Daniela und knetet die borstige Schweinhaut. „Nur sie stinken halt ein bisschen.“ Neben dem Schweineauslauf befindet sich die Milchtankstelle. Hier kann man seine eigenen mitgebrachten Milchkannen auffüllen oder sich eine Pfandflasche vor Ort mitnehmen. Bezahlung ist Vertrauenssache.

Der Kuhstall ist fast leer. Nur zwei Kälbchen dösen im Stroh. Die anderen sind alle auf der Weide, erfahre ich. Kein Wunder, bei dem Wetter. Und der Aussicht auf die saftig grünen Hügel! Da bleibt doch keiner gerne drin. Inzwischen kommen die ersten Ausflügler auf den Hof: zu Fuß, mit den Rädern, mit Cabriolet und Familienvan. Kinder stürmen Schaukel und Rutsche und stürzen sich auf den umfangreichen Fuhrpark an Bobbycars, Kettcars, Rollern und Dreiräder. Daniela ist überrascht, wie früh die Bauernhoffreunde heute auf Achse sind.

Kohl, Salat, Tomaten – Bester Geschmack für beste Produkte

Wir haben trotzdem noch genug Zeit, einen Blick ins Gewächshaus zu werfen. Hier ist der Kohl reif zur Ernte, und Salate in allen Variationen warten darauf, verspeist zu werden. Im Anzuchthaus stehen bereits die Tomatenpflanzen an, um von Töpfchen in den Erdboden umzuziehen. „Unsere Tomaten sind der Hammer!“, kommt Daniela ins Schwärmen. „Die schmecken nach Italien und Urlaub und überhaupt einfach nur großartig!“ Die hölzener Wassertonne ist randvoll vom letzten Regen. Kuhschädel mitsamt ihrer Hörner bewachen Komposthaufen und Schubkarren. Echte Landidylle. Hier kann die Seele Purzelbäume schlagen.

46 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche gehört zum Hof zur Hellen. Davon sind 24 ha Ackerland, 22 ha Grünland und 15 ha Wald. Das Gelände ist hügelig und wird von einer blühenden Kastanienallee gesäumt. Streuobstwiesen und Ackerfläche wechseln sich ab, getrennt von farbenreichen Blühstreifen. Ein Paradies für Huhn, Katze, Kuh, für Kraut und Rübe und für Freizeit-Bedürftige jeden Alters.

Bogenschießen auf dem Hof zur Hellen- Der perfekte Familienausflug

Auf dem Hof zur Hellen wird einiges geboten: Neben dem spielplatzähnlichen Freigeländen, finden Gäste hier Anregung und Entspannung in Malkursen. Und dann gibt es noch die riesige Wiesenfläche auf der anderen Seite der Straße. Die will auch genutzt werden. Hier finden die Bogenschieß-Kurse von Bogenlust statt, erfahre ich. Was für eine Kulisse, um ein paar Pfeile fliegen zu lassern! Das Gelände ist weitläufig und man kann vom Parkplatz mühelos das Equipment zum Kursort bringen. Und wer sich nach einem Bogenschieß-Erlebnis in diesem verwunschenen Tal nicht noch ein Stück Kuchen auf der Sonnenterasse von Hof zur Hellen schmecken lässt, hat wirklich was verpasst.

Das Windrather Tal – Bio-Landwirtschaft und Wandern

Inzwischen beleben immer mehr Wanderer und Ausflügler den Bauernhof, machen es sich auf der Sonnenterasse bequem und posieren für Selfies auf dem alten Traktor und zwischen den Hühnern auf der Wiese. Hungrig nähern sie sich der Kuchentheke. Während Daniela sich den Gästen widmet, erkunde ich den Wanderweg durch´s Tal. Besonders die mächtige Buche mit dem gigantischen Wurzelwerk will ich mir ansehen, die nur fünf Minuten von hier entfernt im Wald steht. Angeblich kommen hier Menschen her, um spirituelle Rituale abzuhalten oder gemeinsam zu singen, weil der Baum eine besondere Kraft ausstrahlen soll. Heute bin ich die einzige. Ich nutze den Moment, um durchzuatmen und ein bisschen mit der Buche zu plaudern.

Als ich mich auf den Weg zurück zu meinem Auto begebe, fällt es mir wirklich schwer, diesen herrlichen Flecken Erde wieder zu verlassen. Eine junge Mutter spricht mich an. Sie hat mich mit dem Fotoapparat herumlaufen gesehen und fragt, ob ich von der Zeitung bin. „Ich schreibe einen Text für Bogenlust. Sie können hier nämlich auch Bogenkurse besuchen.“ Ihre Kinder sperren die Ohren auf. „Oh, ja! Bogenschießen!“ Ich drücke der Frau einen Flyer in die Hand. Ja, das will sie sich wirklich mal überlegen. Bogenschießen an diesem wundervollen Ort, das kann sie sich supergut vorstellen.

Als ich vom Parkplatz rolle, haben sich die beiden Katzen längst aus dem Staub gemacht, denn Motorräder und Cabriolets aus Düsseldorf, Essen und Bochum haben Besitz von der kleine Talstraße ergriffen. Zum Glück wird hier kaum gerast, dafür ist die Fahrbahn zu schmal und die Kurven sind zu eng. Ich komme auf jeden Fall wieder her. Wegen der herrlichen Aussicht, dem wundervollen Wanderweg, wegen dem Kuchen und natürlich wegen der liebevollen Gastgeberin. Vielleicht bringe ich dann sogar meinem, selbstgebauten Bogen mit und lasse ein paar Pfeile fliegen… aber davon ein anders Mal mehr.

www.hofzurhellen.de